Samstag, 11. März 2017

„Künstler“ – Narr am Rande des Systems



Als „Künstler“ wurde ich – erstmals? – vorgestellt. Von der freundlichen Frau Abgeordneten. Zur Eröffnung der Vernissage/Lesung. Und ich nickte. Spontan. Ich nicke. Nun gut überlegt. Vermutlich hat sie mich in meinem Wesen erkannt. Ja, ich bin es.
Wie sollte man denn sonst einen bezeichnen, der „eigen“ ist; eigene Wege geht. Schon immer. Selbst-ständig in Denken, Handeln und Sein. Waldviertler Granitschädel seit 52 Jahren. „Eigenverleger“ - seit über 25 Jahren. Der Bücher schreibt, bislang 23 an der Zahl, die kein Literaturkritiker für würdigungswert befindet – nicht mal die Nase rümpfen, schon gar nicht – verkaufsfördernd – zerreißen will einer die Werke.
Umso schöner, dass Leserinnen und Leser die Bücher, eben wahre Geheimtipps, wollen, finden – und sogar kaufen. Unglaubliche vierzigtausendmal schon. Genial vorbei am „üblichen Raubritter-Vertriebs-System“ aus Libro, Thalia und Amazon. Nein, mit Goldstift signiert, gewidmet, mit handgeschriebener Rechnung persönlich verpackt und zur Post gebracht. Ja, das gibt’s noch.
Künstler eben.
„Wenn du schlimm bist, stellst du dich in die Ecke!“ – „Aber gerne! Ich bleib gleich hier, richte mir’s gemütlich ein und will gar nicht mehr raus aus der Ecke, der Nische“, höre ich meine Kindergartenseele sagen.
Künstler waren immer schon Ver-rückte. Hof-Narren. Exoten. Abseits stehend – von der Etablierten, am Rande des Systems. Ohne Krawatte. Out of the box. Dabei hätt er’s sicher zu was bringen können!“ Mit Matura und Studium und einer passenden Partei – Sektionschef, Hofrat … zumindest Direktor. Mein Gott, hätten die Eltern mich gerne als Arzt erlebt.
Stattdessen, Künstler: Schreiber. „Autor mit eigenem Vortrag“, heißt’s für’s Finanzamt.  Eingeordnet unter den „Nicht-Einordenbaren“, Seltsamen, Nicht Anerkannten. Belächelten. Wahnsinnigen. „Na ja, er ist eben … anders, aber durchaus … recht … umgänglich; recht witzig.“
So wird diese seltsame Spezies auch immer wieder vom Establishment zu gewissen Anlässen – und nach strengen Vorabsprachen – auf die Bühne geholt. Künstler als Aufputz, Vorgeführte, wegen ihrer Schrulligkeit Präsentierte, vielleicht für ihre Freiheit und Buntheit sogar Beneidete. Für ihr Stehvermögen und ihre Widerstandskraft – heimlich – Geschätzte.
Ein solcher bin ich.
Mit großer Leidenschaft.
„Kunst kommt von Können“ – predigen die, die’s zu was gebracht haben. Ich meine, der Künstler zeichnet sich dadurch aus, dass er NICHT KANN – mit den Systemanforderungen. Die jetzt grad mit der „manipulationssicheren Chip-Registrierkassa für Kleinstunternehmer/-innen samt Direktverbindung zur Finanz“ einen absurden Höhepunkt erreichen.
Der Künstler KANN NICHT ANDERS als aufschreien! In und mit seinen Schöpfungen. Unsere Freiheit ist bedroht! Seht Ihr nicht? Heute werden diese gefesselt, morgen jene. Und irgendwann strampeln wir alle am Gängelband, bzw. trotten als Lohnsklaven an den schweren Ketten der omnipräsenten Bürokratie.
Ein Künstler MUSS FREI SEIN. – Er muss jede Abhängigkeit meiden! NIE habe ich und nie würde ich um eine Subvention ansuchen; gar um ein Stipendium knien gehen. Brrr. Ekelig. Das verbietet mein Gewissen.
Eigentlich muss einem Künstler die Anerkennung des Systems – und damit der mit jenem gleichgetakteten Medien – VERSAGT bleiben! Genau das ist sein Qualitätskriterium! Eine Auszeichnung? „Huch, was hab ich falsch gemacht?!“, müsste der wahre Künstler in sich gehen und nicht im Festgewand zur Preisverleihung.
Ein Hand in Hand mit dem Establishment marschierender Künstler ist keiner. Punkt.
Ich könnte – sollte – möchte ein Buch über die Künstlerseele schreiben! Danke, Frau Abgeordnete.