Als „Künstler“ wurde ich – erstmals? – vorgestellt. Von der freundlichen
Frau Abgeordneten. Zur Eröffnung der Vernissage/Lesung. Und ich nickte. Spontan.
Ich nicke. Nun gut überlegt. Vermutlich hat sie mich in meinem Wesen erkannt.
Ja, ich bin es.
Wie sollte man denn sonst einen bezeichnen, der „eigen“ ist;
eigene Wege geht. Schon immer. Selbst-ständig in Denken, Handeln und Sein.
Waldviertler Granitschädel seit 52 Jahren. „Eigenverleger“ - seit über 25
Jahren. Der Bücher schreibt, bislang 23 an der Zahl, die kein Literaturkritiker
für würdigungswert befindet – nicht mal die Nase rümpfen, schon gar nicht –
verkaufsfördernd – zerreißen will einer die Werke.
Umso schöner, dass Leserinnen und Leser die Bücher, eben wahre
Geheimtipps, wollen, finden – und sogar kaufen. Unglaubliche vierzigtausendmal
schon. Genial vorbei am „üblichen Raubritter-Vertriebs-System“ aus Libro, Thalia und Amazon. Nein, mit Goldstift signiert, gewidmet, mit
handgeschriebener Rechnung persönlich verpackt und zur Post gebracht. Ja, das
gibt’s noch.
Künstler eben.
„Wenn du schlimm bist, stellst du dich in die Ecke!“ – „Aber
gerne! Ich bleib gleich hier, richte mir’s gemütlich ein und will gar nicht
mehr raus aus der Ecke, der Nische“, höre ich meine Kindergartenseele sagen.
Künstler waren immer schon Ver-rückte. Hof-Narren. Exoten. Abseits
stehend – von der Etablierten, am Rande des Systems. Ohne Krawatte. Out of the
box. Dabei hätt er’s sicher zu was bringen können!“ Mit Matura und Studium und
einer passenden Partei – Sektionschef, Hofrat … zumindest Direktor. Mein Gott,
hätten die Eltern mich gerne als Arzt erlebt.
Stattdessen, Künstler: Schreiber. „Autor mit eigenem
Vortrag“, heißt’s für’s Finanzamt.
Eingeordnet unter den „Nicht-Einordenbaren“, Seltsamen, Nicht Anerkannten.
Belächelten. Wahnsinnigen. „Na ja, er ist eben … anders, aber durchaus … recht
… umgänglich; recht witzig.“
So wird diese seltsame Spezies auch immer wieder vom
Establishment zu gewissen Anlässen – und nach strengen Vorabsprachen – auf die
Bühne geholt. Künstler als Aufputz, Vorgeführte, wegen ihrer Schrulligkeit Präsentierte,
vielleicht für ihre Freiheit und Buntheit sogar Beneidete. Für ihr Stehvermögen
und ihre Widerstandskraft – heimlich – Geschätzte.
Ein solcher bin ich.
Mit großer Leidenschaft.
„Kunst kommt von Können“ – predigen die, die’s zu was
gebracht haben. Ich meine, der Künstler zeichnet sich dadurch aus, dass er
NICHT KANN – mit den Systemanforderungen. Die jetzt grad mit der
„manipulationssicheren Chip-Registrierkassa für Kleinstunternehmer/-innen samt
Direktverbindung zur Finanz“ einen absurden Höhepunkt erreichen.
Der Künstler KANN NICHT ANDERS als aufschreien! In und mit
seinen Schöpfungen. Unsere Freiheit ist bedroht! Seht Ihr nicht? Heute werden
diese gefesselt, morgen jene. Und irgendwann strampeln wir alle am Gängelband,
bzw. trotten als Lohnsklaven an den schweren Ketten der omnipräsenten
Bürokratie.
Ein Künstler MUSS FREI SEIN. – Er muss jede Abhängigkeit
meiden! NIE habe ich und nie würde ich um eine Subvention ansuchen; gar um ein
Stipendium knien gehen. Brrr. Ekelig. Das verbietet mein Gewissen.
Eigentlich muss einem Künstler die Anerkennung des Systems –
und damit der mit jenem gleichgetakteten Medien – VERSAGT bleiben! Genau das
ist sein Qualitätskriterium! Eine Auszeichnung? „Huch, was hab ich falsch
gemacht?!“, müsste der wahre Künstler in sich gehen und nicht im Festgewand zur
Preisverleihung.
Ein Hand in Hand mit dem Establishment marschierender
Künstler ist keiner. Punkt.
Ich könnte – sollte – möchte ein Buch über die
Künstlerseele schreiben! Danke, Frau Abgeordnete.