Wer sind wir …
… zu glauben, wir könnten das Leben in Bahnen lenken. In
enge Bahnen unseres kleinen, bangen, ängstlichen Verstandes?!
Was wagen wir in unserer grenzenlosen Arroganz der
Lebendigkeit gegenüber? –
Wir kleinen, witzigen, memmenhaften Würmer meinen
tatsächlich, uns das Recht anmaßen zu dürfen, uns GEGEN DEN FLUSS des Seins zu
stemmen?
„ICH WILL“, sagt dieser Kleingeist, und stellt sich der
riesigen Schöpferkraft frech gegenüber; ja, er verschränkt auch noch trotzig
die Arme und schickt ein „ABER“ nach.
„Du kannst anregen, was du meinst, ABER ICH … ICH HAB MEINEN
EIGENEN PLAN!“ –
Wow, da schlottert das Leben aber – tief beeindruckt von dem
vermeintlich so starken kleinen ICHBINICH.
„Willst du Gott so richtig herzhaft lachen machen, dann
erzähl ihm von deinen Plänen!“ – Das ist wohl noch immer und ewiggültig einer
der weisesten Sätze, der je von einem Menschen formuliert wurde. Und typisch:
Man kennt nicht mal seinen – oder ihren – Namen. Denn das alles ist Schall und
Rauch im Vergleich zum Universum.
Wer sind wir …
… die wir dem Sein unseren Stempel aufdrücken wollen?! Ja,
wir rammen ihn dem Leben in die Eingeweide. Wichtig ist unsere
ICH-MARKEN-SIGNATUR. Da, Leben, schau, was ICH zusammengebracht habe. Was ICH
verbrochen habe. Was ICH für einen Scheiß da tagtäglich vollführe. Scheiß sagen
wir selbst natürlich nicht, wir haben ja die Gabe, uns ALLES schön zu reden.
Wir verstehen zu inszenieren. Wir präsentieren uns … mit stolzgeschwellter
Brust.
Und das Leben schaut …
Und wundert sich …
Und lächelt … Mild. Wie ein gütiger Vater, wie eine liebende
Mutter. Ja, das Kind kann schon krabbeln. Wow, es gibt schon die ersten Laute
von sich; formt schon Worte … zwar noch unverständlich, aber die Absicht ist
erkennbar.
Und die Absichten werden immer stärker, größer, fordernder.
Wir sind ja schließlich wer. Hier, meine Visitenkarte. Hier,
mein … Auto, Haus, Garten, Vespa-Roller, mein Flatscreen, mein neues 1000 €
Handy, mein(e) Partner(in), mein(e) Kind(er) …
MEIN – das alles ist MEIN, Leben, sei gefälligst
beeindruckt. Wofür hackle ich denn sonst rund um die Uhr. Und verbringe zehn
Stunden täglich im klimatisierten Großraumbüro, vergeude meine Lebenszeit in
Meetings, eingezwängt im Businessoutfit auf Langstreckenflügen, als
Produktionsrad in der Fabrikshalle, als Greifarm zwischen Waren-Regalen …
Da kann das Leben dann plötzlich nicht mehr mit. – Hallo, DU
meine Schöpfung, was machst DU, fragt es uns … und nimmt uns am Hemdzipfel. Und
warnt uns … und beutelt uns … und schickt uns Allergien … Unverträglichkeiten … Krankheiten, damit wir unseren
Wahnsinn erkennen. Drei Tage Grippe im Bett können schon mal heilsam sein. Wer
nicht und - noch - nicht sehen will, muss intensiver fühlen. Dann werden Depressionen,
Burnout, chronische Krankheiten, schwere – wenn’s wirklich sein muss - geschickt.
HALLO, MEINE LIEBE, MEIN LIEBER – flüstert das Leben ins
Ohr, erkennst Du JETZT endlich, worum’s wirklich geht im SEIN?
Schau doch mal um Dich – jetzt, wo Du im Selbstmitleid
zerfließend regungslos auf der Tacke liegst, wie das Leben für Dich da ist. Du
bekommst Luft zum Atmen, Wasser zum Trinken, den Schutz der Wohnung, alles ohne
Anstrengung. Du kannst das Handy nehmen und Dir gewogene Menschen anrufen …
JEDE/JEDER hat ein paar Freundinnen/Freunde, die uns unser SOSEIN – mit allen
Macken – lassen; uns – gerade deshalb oder vielleicht trotzdem – mögen …
Und
wenn Du den Notruf wählst, ist tatsächlich binnen Minuten Hilfe da!
DU MUSST NICHTS TUN, sagt das Leben versöhnlich.
DU MUSST KEIN/E HELD/IN werden.
Was ich gerne von Dir will – formuliert das Leben weiter,
wenn wir ihm mal Gehör schenken können – ist, dass Du DEIN LEBEN ANNIMMST. Dass
Du´s in DEINE HÄNDE NIMMST. Liebevoll, zärtlich; wie ein Baby. Schenk ihm ein
Lächeln …
Und setz‘ nicht schon wieder die Spitzhacke an, um zu verändern; nach Deinen
Maßen …
Schau doch, DEIN LEBEN. Es wurde Dir als Geschenk
überreicht. Sieh den Reichtum. Mein Gott!
Sieh das Göttliche in Dir – und in den wundervollen
Menschen, Tieren, Pflanzen um Dich …
Siehst Du SIE – all die Wesenheiten - oder nur den Spiegel
Deiner Vorurteile?!
Wenn Du sie siehst, dann erkennst Du das WESENtliche. Da ist
ein Baum, dessen Zweige sich im Wind wiegen. Wolken, die ihre Bahnen ziehen.
Sieh den Regen … Setz Dich ihm aus … Spüre.
Und lass Deine Tränen laufen … Wenn das Herz übergeht …
Der Mensch denkt, es sei Schmerz; dabei ist es der Moment
des Durchbruchs, Aufbruchs, der
Anbindung ans Göttliche.
Das Leben ist größer als unser Kleinmut.
Wer sind wir …
… wenn wir meinen, Regie führen zu müssen?!
Wenn wir´s wagen, Urteile zu fällen. Ungerecht zu sein. Uns
selbst zu Richtern zu machen.
Wer verdient Glück, Erfolg, Gesundheit, ja gar das Leben –
wer verdient den Tod?!
Der höchste Frevel, den dieses Menschenwesen an den Tag
legen kann, besteht wohl darin, „göttlich anmaßend“ zu sein. Plötzlich wage
ICH, mit den Schöpfer-Werkzeugen herum zu hantieren. Ich wage es, göttliche
Maßstäbe anzulegen.
ICH wage es, mich als Schöpfer/-in aufzuplustern.
Und zu sagen: den Betrag muss ich monatlich am Konto haben,
diese Zahl an Kunden muss zu mir kommen, das ist mir das Leben schuldig, und
der Nachbar muss gefälligst um diese und jene Zeit still sein, ein Strafmandat
ist eine Attacke auf mein Selbst, ich verdiene den besten Tisch im Lokal, und
prompte Bedienung, und das beste Filetstück (als überzeugtem Vegetarier fällt
mir das zu schreiben besonders schwer – und schon schwinge ich mich wieder zu
einem Urteil auf: denn Vegetarier sind ja wohl die besseren Menschen, nicht wahr …)
Wer bin ich …
… zu glauben, dass das Leben VON MIR irgendeine Intervention
benötigt?
ICH glaube, ich müsste irgendwas tun, nicht tun, verhindern;
vorantreiben?
Ich glaube, ich müsste das Leben dirigieren? Gar Leben
schaffen - oder Leben unterbinden? Ich wage die Worte ja gar nicht wirklich
niederzuschreiben … aber wer sind wir, wenn wir meinen, wir könnten uns über
Herrinnen und Herren des Lebens aufschwingen?!
ICH WILL EIN KIND???!!! ICH WILL KEIN KIND???!!! -
Und DAS ist ein Tier, NUR ein Nutz-Tier, das wir massakrieren können … Mhmm, welch (zweifelhafter) Genuss ...
Welch Anmaßung – welch irrwitzige Verkennung des Lebens. - Von uns als "Krone der Schöpfung" …
Das Leben allein ist der einzige Regisseur.
Und uns wird die Entscheidung angeboten, mitzuspielen – oder
nicht.
Wir können uns tatsächlich GEGEN den Fluss stemmen; was –
auf die Dauer SEHR – anstrengend ist.
Oder wir können MIT-SCHWIMMEN.
Wow, dann wird das Leben plötzlich EASY. – Wenn ich mich als
Blatt tragen lasse …
Wer sind wir …
… zu glauben, dass wir MEHR sind als Blätter – vom EINEN
BAUM der Schöpfung.
Ich spüre es nun ganz deutlich – und bin glücklich darüber.
ICH BIN EIN BLATT, nicht „bloß“ ein Blatt, nein, ich bin ein
wundervolles Blatt,
das sich daran erfreut; an dieser seiner Bestimmung. Ich bin
geboren worden als Blatt. Verbunden – mit anderen - über den Zweig, genährt vom
Baum. Vom Regen. Von der Sonne. Ich bin klein, ich bin groß, ich bin grün,
gelb, rot, rolle mich ein und wieder aus, werde dürr … Ich darf mich im Wind
wiegen. Und wenn ich ganz mutig werde, lasse ich mich los – vom Zweig. Und
davontragen. Wissend, es kann mir nichts passieren. Ich werde behutsam
geschaukelt. Ich segle dahin. Setze wo auf. Ein anderes Blatt gesellt sich zu
mir. Da, ein neuer Windstoß. Weiter geht die Reise. Vielleicht setze ich in
einem Bach auf – und reise bis ins Meer. Oder meine Reise endet in einem
Rinnsal.
Wer sagt, da sei ein Unterschied?
Wer sind wir?
WIR SIND WESENHEITEN DER EINEN LIEBE.
Als solche dürfen wir unendlich glücklich und dankbar sein –
in jedem Moment unseres Seins.
Und aus dieser Quelle heraus dürfen wir jeden neuen Tag
neugierig und behutsam fragen, wie er sich entwickeln möchte – und ihm unsere
Unterstützung anbieten …
Sonst ist nichts zu tun …
SCHÖN ist´s zu leben - und zu lieben.
mg www.stoareich.at